Meditation
Meditation wird in ganz verschiedenen Zusammenhängen immer häufiger genannt und erfreut sich wachsendem Interesse. Trotzdem sind Missverständnisse und falsche Vorstellungen bezüglich Meditation immer noch an der Tagesordnung.
So stellt sich als erstes die Frage: Wie definiert die Wissenschaft Meditation? |
Brefczynski - Lewis (2007) bezeichnen Meditation als eine Familie von Praktiken des mentalen Trainings, welche konzipiert sind, um den Praktizierenden mit spezifischen geistigen Prozessen vertraut zu machen.
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Vereinfacht gesagt geht es bei Meditation also um das Kennenlernen und Trainieren des eigenen Geistes. Dabei gibt es ganz verschiedene Formen von Meditation. Wir können zum Beispiel zwischen aktiver und passiver Meditation unterscheiden. Bei letzterer bleibt der Körper ruhig. Bei der aktiven Meditation kann durch rhythmische oder tanzende Bewegungen des Körpers, spezielle Körperhaltungen, Kampfeskunst, Handlungen, Gesänge etc. meditiert werden.
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Achtsamkeitsmeditation (Mindfulness) ist eine Form der Meditation unter vielen. Diese Form der Meditation hat sich in den letzten Jahren im Westen stark durchgesetzt und ist die am meisten wissenschaftlich untersuchte.
Meditation ist in verschiedenen Formen Teil aller Religionen. In den letzten dreissig Jahren wurde aber Meditation ohne Religion immer populärer. Verschiedene Meditationstechniken wurden in säkulare Kontexte übernommen und immer mehr Menschen meditieren heute ohne religiösen Hintergrund. Achtsamkeitsmeditation hat ihren Ursprung im Buddhismus, kann heute aber auch wertneutral praktiziert werden. |
"Achtsamkeit ist von Augenblick zu Augenblick gegenwärtiges, nicht urteilendes Gewahrsein, kultiviert dadurch, dass wir aufmerksam sind. Achtsamkeit entspringt dem Leben ganz natürlich. Sie kann durch Praxis gefestigt werden. Diese Praxis wird manchmal Meditation genannt.
Doch Meditation ist anders, als Sie denken."
Jon Kabat-Zinn
David McMahan nennt in seinem Buch «The Making of Buddist Modernism” drei Hauptprozesse, die nötig waren um Meditation ohne Religion heute praktizieren zu können: Enttraditionalisierung, Privatisierung und Deinstitutionalisierung.
1. Enttraditionalisierung Dabei wird die Praxis der Meditation aus dem Kontext der Glaubenslehre genommen. Sie wird aus allen Ritualen, Erzählungen und sonstigen Traditionen herausgenommen und steht für sich allein. 2. Privatisierung Meditation soll für die einzelne Person nützlich sein und wird nicht mehr als eine Praxis angesehen, welche für die ganze Gemeinschaft praktiziert wird. Der persönliche Nutzen für den Meditierenden und auch die individuelle Integration der Meditation in den modernen Alltag werden grossgeschrieben. 3. Deinstitutionalisierung Meditation wird aus der Institution (Kirche, Kloster, Gebetshaus etc.) herausgenommen, wo sie ursprünglich gelernt wurde. Neu kann sie an ganz verschiedenen Orten (Krankenhaus, Schule, Arbeitsplatz etc.) praktiziert und gelernt werden. |
Jon Kabat-Zinn nennt diesen Prozess im Falle des Achtsamkeitsprogramms zur Stressreduktion (MBSR) Rekonzeptualisierung von Mindfulness.
Er sagt, dass Achtsamkeit eine universelle menschliche Qualität sei, wobei jeder Übende davon profitiere, wenn er oder sie mehr mit sich selbst in Kontakt komme und sich selbst besser verstehe. Diesen Geisteszustand könne man überall trainieren. Deshalb bot Kabt-Zinn sein Übungsprogramm in der Stressreduktionsklink der Universitätsklink von Massachusetts an. MBSR entstand also als eine säkulare Form des Achtsamkeitstrainings für Anwendungen im Gesundheitswesen. Seither hat sich diese Art von neutralem Achtsamkeitstraining auf andere Bereiche des westlichen Lebens ausgebreitet. |